Du stehst mitten im Zentrum und wirst von allen Seiten mit unterschiedlichen Erwartungen bombardiert. Beruflich flattert dir ein neues Projekt nach dem anderen auf den Schreibtisch, kaum Zuhause angekommen, brauchen die Kinder Hilfe bei den Hausaufaufgaben, das Heim soll gemütlich und sauber sein, das Essen frisch und lecker.
Diese Liste ließe sich endlos erweitern. Dir wird zunehmend bewusst, dass du etwas dagegen unternehmen musst, weil du jetzt bereits spürst, dass es dir so nicht gut geht. Du merkst immer stärker, dass diese permanenten Erwartungen auf Kosten deiner Gesundheit gehen. Immer größer wird der Spagat zwischen den an dich gerichteten Erwartungen und deinem Selbstschutz.
Es ist dein gutes Recht, dich und deine Gesundheit zu schützen. Vier einfache Strategien sollen dir an dieser Stelle helfen, den Sprung aus dem Hamsterrad zu schaffen. Sieh es mal so, nur wenn es dir gesundheitlich gut geht, hat auch dein Umfeld mehr davon.
Lerne unperfekt zu sein
Zunächst musst du ein wenig an deiner Einstellung arbeiten und den, uns fast schon angeborenen, Perfektionismus über Bord werfen. Du musst nicht immer alles erledigen und es muss auch nicht immer alles perfekt sein. In stressigen Wochen kannst du auch zweimal dasselbe Essen auf den Tisch bringen oder eine Fertigpizza in den Ofen schieben. Vorgänge im Büro, die keinen wichtigen Fristen unterliegen, kannst du guten Gewissens in die nächste Woche schieben, wenn aktuell dringendere Projekte abgearbeitet werden müssen.
An dieser Stelle könnte das Pareto-Prinzip von Nutzen sein. Dies besagt, dass wenn man seine Prioritäten richtig verteilt, man in der Lage ist, mit 20 % des Aufwandes, 80 % der gesamten Arbeit zu erledigen. Hierzu folgendes Beispiel: Du hast die Aufgabe, ein Protokoll der letzten Teamsitzung zu erstellen. Es reicht völlig aus, wenn Inhalt und Rechtschreibung stimmen. Du musst nicht noch stundenlang am Layout oder an grammatikalischen Feinheiten basteln. Wichtig ist in diesem Zusammenhang nur, dass du die vereinbarten Ergebnisse aus dem Meeting richtig zusammengefasst hast. Das gilt natürlich nicht für alles. So sollte ein Angebot für einen potentiellen Kunden nicht nur richtig, sondern auch grammatikalisch korrekt und optisch ansprechend sein. Aber es lassen sich in deinem Leben genug Nischen finden, in denen du es ein wenig weniger perfekt angehen kannst.
Dann ersparen wir uns gegebenenfalls den Frust, den wir uns machen, weil wir uns ständig mit anderen vergleichen. So glauben wir, dass andere mehr leisten als wir, vielleicht sogar mehr als 100 %. Wir sehen nicht, dass wieder andere viel weniger leisten. Vielleicht schaffen Sie nicht mal die Hälfte von uns. Dennoch können wir für uns nicht annehmen, dass wir mit unserer Leistung, die wahrscheinlich bei etwa 80 % liegt zufrieden sein können.
Sage ohne schlechtes Gewissen NEIN
Jemand im Büro ist krank und dein Vorgesetzter möchte, dass du dessen Arbeit ebenfalls erledigst. Dein*e Partner*in hat keine Zeit und nun musst du die Kinder doch noch zum Sport fahren und einkaufen gehen, obwohl es anders abgesprochen war. Dein*e Freund*in will mal wieder dein Auto haben, wofür du deinen gesamten Tag umorganisieren sollst.
Obwohl wir es nicht möchten, weil es die Situation für uns stressiger, und uns damit auf Dauer krank macht, antworten wir auf diese Bitten meistens widerwillig mit einem JA. Wir tun das, weil wir es als Kinder so gelernt haben und weil wir unser Selbstwertgefühl niedriger einschätzen als das des anderen. Das führt dazu, dass wir den Bedürfnissen des anderen mehr Gewicht beimessen, als den eigenen.
Du musst dich nicht vor jeden Karren spannen lassen und vielleicht fällt es dir mit den folgenden drei kleinen Strategien ein wenig leichter, bei deinem Nein zu bleiben:
Sag das zeitliche Nein: Du möchtest gerne helfen. Es geht nur im Moment nicht, weil es dir selbst nicht gut geht oder du einfach schon genug um die Ohren hast. Bitte um Verständnis und biete eine Alternative an: Du kannst zwar heute keine Überstunden machen, weil die Kinder warten, aber an einem anderen Tag ginge es.
Sag das Kompromiss-Nein: Auch hier kannst du dem anderen entgegenkommen, aber eben nicht ganz. Sag also, was du brauchst, damit das Unterfangen doch noch gelingen kann: Du kannst am Abend kochen, wenn dein*e Partner*in es schafft, einkaufen zu gehen.
Sag das klare Nein: Es gibt Situationen, in denen es aber gar nicht geht. Höre in dich hinein und wenn du wirklich nicht helfen kannst, dann äußere das klar. Es hilft dem anderen, wenn du es ein wenig erklärst: Du kannst nicht mit ins Kino gehen, weil du schon die Erkältung spürst, die im Anmarsch ist.
In all diesen Situationen wirst du dich wahrscheinlich zunächst ein kleines bisschen unwohl fühlen. Akzeptiere, dass das in Ordnung ist und bestärke dich darin, dass es wichtig ist, um auf Dauer gesund zu bleiben.
Setze Prioritäten und delegiere!
So richtig wohl fühlen wir uns am Ende des Tages eigentlich nur, wenn wir höchstpersönlich alles erledigt haben, was ansteht. Von oben bis unten verkrampft sinken wir dann mit pochenden Schläfen aufs Sofa und können uns nicht mehr auf den Film konzentrieren, auf den wir uns den ganzen Tag gefreut hatten. Das muss nicht sein!
Setze dich hin und schreibe auf, welche Dinge unbedingt gemacht werden müssen. Im zweiten Schritt überlegst du, ob du sie verrichten musst oder ob das auch jemand anders tun kann. Das gilt für das Büro, aber auch für den privaten Bereich. Auch wenn die Mitarbeiterin noch nicht so lange dabei ist, kann sie doch einen Teil der Korrespondenz übernehmen. Zuhause können die Kinder, ihrem Alter entsprechend, im Haushalt helfen und dein*e Partner*in kann ebenfalls dafür sorgen, dass nicht alles an dir hängen bleibt.
Grundvoraussetzung hierbei ist, dass du das zulässt und Verantwortung abgibst. Du bist ein Teil des Büros, nicht das Büro alleine. Es ist euer Zuhause, nicht deines alleine. Auch wenn die anderen es vielleicht anders lösen, als du es tun würdest, so kann sich das Ergebnis doch sehen lassen.
Damit erreichst du, dass du dich nicht in allen Details verzettelst und dich auf deine wichtigen Aufgaben fokussieren kannst. Dadurch schonst du deine Ressourcen, bleibst gelassener, was zuträglich für dein Wohlbefinden ist und somit deine Gesundheit unterstützt.
Tu Gutes für dich
Hast du dir mit den o. g. Strategien ein wenig Luft verschafft, so nutze den gewonnenen Zeitraum, um dich und vor allen Dingen deine Gesundheit zu pflegen. Ein weit verbreiteter Irrglaube ist, dass man sich nur dann schonen muss, wenn man bereits angeschlagen ist. Soweit darf es gar nicht kommen, denn achtet man von Beginn an auf seine Gesundheit und heilt seine Schwachstellen, so muss es erst gar nicht zu Leiden oder gar ernsthaften Erkrankungen kommen.
Die vielfältigen Prozesse im Körper müssen reibungslos ablaufen können. Verspannungen oder Verkrampfungen bremsen den Energiefluss. Der Organismus funktioniert nicht mehr richtig. Auf lange Sicht gesehen, kommt es zu teils schwerwiegenden Erkrankungen.
Das verhinderst du, indem du dir im Alltag Oasen schaffst, die dich entspannen und deinen Körper samt Muskulatur auflockern. Wenn du viel am PC sitzt, so überlege dir ein paar Übungen, die du täglich, vielleicht gleich zu Beginn des Tages durchführen kannst, um gar nicht erst in die Verspannung zu gelangen.
Steige auf dem Weg zur Arbeit, vielleicht mal zwei Stationen früher aus dem Bus. So bekommst du vor einem langen Bürotag noch ein wenig Frischluft ab, was Körper und Geist gut tut.
Plane in regelmäßigen Abständen Unternehmungen ein, auf die du dich freust und die deine Gesundheit unterstützen. Das können regelmäßige Saunagänge, kleine Wanderungen in die Natur oder Massagetermine sein, die dafür sorgen, dass deine Durchblutung angeregt wird. Alleine dadurch können kleinere Entzündungen im Körper im Keim erstickt werden und werden gar nicht erst zum Problem.
Ach ja und vergiss nicht, die Kinder können für deine Auszeit bestimmt mal zur Oma und auch der Staub im Wohnzimmer wartet noch einen Tag, bis er gewischt werden muss.